Gustav Landauer
Zeit und Geist
Kulturkritische Schriften 1890–1919
Herausgegeben von Rolf Kauffeldt
und Michael Matzigkeit
376 Seiten, Gebunden mit Schutzumschlag
EUR 48,00 [D]; 49,40 [A]; SFr 58,00
ISBN 978-3-924963-10-1
LIEFERBAR
Ein Schriftsteller, Anarchist und Kulturkritiker
Ein Opfer des nationalistischen Terrors
nach dem Fall der Räterepublik in München
Kurzdarstellung
Die vorliegende Auswahl versammelt Landauers in einem weiteren Sinne als kulturkritisch zu bezeichnenden Texte; dies
schließt Arbeiten zu Literatur und Kunst, zum Judentum, zur Kulturphilosophie, zur wilhelminischen Gesellschaft
und modernen Großstadtkultur ebenso ein wie grundsätzliche Aufsätze zum Anarchismus/Sozialismus.
Nach Meinung der Herausgeber sind dies, neben Landauers beeindruckendem Briefwechsel sowie seinen grundlegenden
Arbeiten »Skepsis und Mystik«, »Die Revolution«, »Aufruf zum Sozialismus«, seinen Shakespeare-Studien
diejenigen Texte, die über den Tag hinaus Anspruch auf Geltung haben. Nicht mit aufgenommen wurden deshalb
auch Aufsätze, die in erster Linie Tagesereignissen bzw. politischen Organisationsfragen und Positionsbestimmungen
innerhalb der Arbeiterbewegung verhaftet sind und allein noch sozialgeschichtliches Interesse beanspruchen bzw.
der Landauer-Forschung dienen können.
Die Textauswahl ist chronologisch zusammengestellt, um Entwicklung und Kontinuität im Landauerschen Denken
im Ansatz zu illustrieren. Die einzelnen Texte sind jeweils mit einem Kommentar versehen, so daß die
zeitgeschichtlichen Bezüge deutlicher werden. Der Text selber wurde in der Schreibweise behutsam modernisiert,
ohne in die stilistischen Eigenarten Landauers einzugreifen.
Der Verlag hat sich zudem dankenswerter Weise dazu entschlossen, der Textauswahl einige in den letzten Jahren
entstandene Aufsätze über das Werk Landauers mitaufzunehmen, um dem Leser zusätzliche
Informationen zu einzelnen Schwerpunkten (Nietzsche-Rezeption, Theaterarbeit, Literaturkritik, das Verhältnis
Romantik-Mystik-Anarchie) zu bieten und den Zugang zu den Texten zu erleichtern. Außerdem wird auch eine
Zusammenstellung der von Landauer gehaltenen Vorträge wiedergegeben. Sie erlauben Rückschlüsse
auf die gesellschaftlichen Kontakte Landauers ebenso wie auf die von ihm für bedeutsam gehaltenen Themen.
Sie ergänzen die umfangreiche Biographie in Stichworten somit in einem wichtigen Punkt.
Nachweise der jeweils ersten Veröffentlichung und die Kommentare zu den Landauer-Texten befinden sich
ebenfalls im Anhang.
Inhalt
Vorwort
I. Landauer-Texte: 1. Das neue soziale Drama | 2. Gerhart Hauptmann | 3. Die Kriegsfeier
4. Friedrich Engels und die materialistische Geschichtsauffassung | 5. Der Anarchismus und die Gebildeten
6. Der Dichter als Ankläger | 7. Zur Geschichte der deutschen Literatur | 8. Der Sozialismus und die Studenten
9. Dostojewski | 10. Durch Absonderung zur Gemeinschaft | 11. Über Michael Bakunin | 12. Mauthners Werk
13. Musik der Welt | 14. Die Neue freie Volksbühne | 15. Schleiermacher: Briefe |
16. Volk und Welt – Dreißig sozialistische Thesen | 17. Die Kultur des Mittelalters |
18. Hofmannsthals »Ödipus« | 19. Von der Ehe | 20. Selbstmord der Jugend | 21. Brot | 22. Die Botschaft der »Titanic« |
23. Bayreuth | 24. Rückkehr in die Großstadt | 25. Sind das Ketzergedanken? | 26. Kiew
27. Die deutsche Romantik in Literatur, Musik und Kunst | 28. Ein Weg Deutschen Geistes |
29. Friedrich Hölderlin in seinen Gedichten | 30. Zu Tolstois Tagebuch | 31. Eine Ansprache an die Dichter
32. Die vereinigten Republiken Deutschlands und ihre Verfassung
II. Bilder und Dokumente
III. Anhang: 1. Kommentar zu den Landauer-Texten | 2. Gustav Landauer – Eine Chronologie
3. Öffentliche Reden und Vorträge Gustav Landauers | 4. Bibliographie | 5. Bildnachweise | 6. Register
Zum Autor
Gustav Landauer (1870–1919), der Schriftsteller und libertäre Sozialist, gehört zu den bemerkenswertesten und einflußreichsten Persönlichkeiten in Deutschland zu Beginn des Jahrhunderts. Seine lebenslange Freundschaft mit Martin Buber und Fritz Mauthner zählt zu den bedeutenden Zeugnissen der jüngeren deutsch-jüdischen Kulturgeschichte. Seine Existenz als Literaturkritiker und Sozialphilosoph war stets mit einem öffentlichen Wirkungsanspruch verbunden. Eine hellsichtige Kulturkritik und der Aufruf zur »inneren Umkehr« begleiteten seine utopische, sozialrevolutionäre Forderung nach der Einrichtung selbstverwalteter, freiheitlicher Gemeinwesen. Diesem Ziel war sowohl seine Theaterarbeit als auch schließlich seine kurze Tätigkeit als Volksbeauftragter für Kultus in der Münchener Räterepublik verpflichtet, bei deren Niederschlagung er von Freikorpssoldaten brutal ermordet wurde.
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