Lodovico Dolce
Dialog über die Malerei
Italienisch – Deutsch
Aus dem Italienischen übersetzt
von Cajetan Cerri, mit Einleitung,
Anmerkungen und Register versehen
von R. Eitelberger v. Edelberg
144 Seiten, Gebunden mit Schutzumschlag
36,00 [D]
ISBN 978-3-947618-74-3
LIEFERBAR
Ein Zeitgenosse Tizians erörtert die Vorzüge
der großen Meister seiner Zeit.
Der Autor
Lodovico Dolce (1508–1568) wurde in Venedig geboren. Seinen Vater Fantino, Gastaldo della Procuratie, »onoratissimo Officio a Cittadini« verlor er in einem Alter von zwei Jahren. Die Familien Loredan und Cornaro nahmen sich des Kindes an. Es wurde ihm möglich, in Padua seine Studien zu machen. Von der Fachschule zurückgekehrt, ging er aber nicht wie seine Vorfahren in öffentliche Dienste, sondern widmete sich dem Unterrichte, trat als Corrector in die Druckerei der Giovanni und Gabriele Giolito, und führte das Leben eines unermüdlich tätigen und übermäßig fruchtbaren Schriftstellers. Er versuchte sich als Übersetzer, wie als Dichter, Historiker und Schöngeist. Große Belesenheit, eine umfassende Kenntnis der italienischen und lateinischen Literatur wird man ihm aber nicht abstreiten können. Um die Herausgabe Ariosts, Dantes, Boccaccios, des Petrarca, des Cortigiano von Castiglione und der Rime der Vittoria Colonna hat sich Dolce Verdienste erworben. Seine Tätigkeit als Herausgeber und Kommentator stand mit seiner Stellung zur Druckerei Gioliti in Verbindung. Von seinen Familienverhältnissen wissen wir wenig; er war verheiratet; in seinen Briefen erwähnt er einen Sohn und eine Tochter. Im Leben war er vom Glücke nicht besonders begünstigt; in seinen letzten Lebensjahren war er noch überdies von einem Augenleiden heimgesucht, welches ihn hinderte, eine genaue Korrektur der Drucke vorzunehmen. Er starb sehr arm in seinem 60. Lebensjahre im Jahre 1568.
Zum Text
Der deutsche Text folgt der Ausgabe Wien 1871, erschienen im Verlag Wilhelm Braumüller in der Reihe »Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance« unter dem Titel »Aretine oder Dialog über Malerei von Lodovico Dolce«. Der Text des Neusatzes wurde den alten Regeln entsprechend behutsam modernisiert und offensichtliche Druckfehler korrigiert. Der italienische Text folgt der Editon aus der Biblioteca Rara, vol. X, Milano 1863 G. Daelli e Comp. Editori, und wurde unter Hinzuziehung der Edition der »Fondazione Memofonte onlus - Studio per l’elaborazione informatica delle fonti storico-artistiche« überarbeitet.
Aus der Einleitung
Über Tizian haben, wie die Herausgeber der Le Monierschen Ausgabe Vasaris bemerken, nur zwei Zeitgenossen selbstständig geschrieben, Giorgio Vasari und Lodovico Dolce. An diese reiht sich Pietro Aretino an, in dessen Briefen sich ein reiches Materiale über Tizian vorfindet. Giorgio Vasari und Pietro Aretino sind als Quellenschriften über Tizian vielfach benützt; sehr wenig, fast gar nicht hingegen ist Lodovico Dolce bekannt. Erst in dem soeben erschienenen Werke »A history of painting in North Italy« von J. A. Crowe und G. B. Cavalcaselle finden wir L. Dolce entsprechend gewürdigt. Nicht bloß innere Gründe machen es uns erklärlich, warum L. Dolce beiseite gelegt wurde; auch manch äußere treten hinzu. Die Originalausgabe der Schrift L. Dolce von Jahre 1557 gehörte bereits im vorigen Jahrhunderte zu den bibliographischen Seltenheiten; auch die Florentiner Ausgabe vom Jahre 1735, wie der Mailänder Ausgabe von 1863 sind nicht häufig in Bibliotheken zu finden. Zwar existieren von L. Dolce englische, französische Übersetzungen; aber auch diese sind wenig bekannt; die deutsche Übersetzung vom Jahre 1759 ist gänzlich verschollen. Da es nun außerordentlich wichtig ist, einen Zeitgenossen Tizians über Malerei sprechen zu hören, der nicht bloß seine eigenen Ideen wiedergibt, sondern gewissermaßen als Sprachrohr P. Aretinos, des intimen Freundes Tizians, zu betrachten ist, so hoffen wir, daß die Herausgabe des Dialoges l’Aretino von L. Dolce, Freunden der Kunstgeschichte Venedigs willkommen sein wird.
Zum Übersetzer
Cajetan Cerri (1826–1899), Schriftsteller und Dichter, kam mit 13 Jahren nach Wien. Die deutsche Sprache war ihm damals vollständig fremd; aber kaum hatte er einen Einblick in die deutsche Literatur gewonnen, so trieb ihn der Ehrgeiz, Goethes Werther im Original selbst zu lesen. Sein erstes deutsches Gedicht erschien im Winter 1845. Das Jahr 1847 verlebte Cerri in verschiedenen Städten Oberitaliens, in Venedig, Padua, Mailand und Cremona, und überall kam er mit vielen gelehrten Männern in persönliche Berührung. Anfang 1848 kehrte er nach Wien zurück. Hier trat er als Praktikant bei der Amtsverwaltung, später als Kandidat beim Ministerium für Landeskultur und Bergwesen ein und übernahm zugleich die Stelle eines Professors der italienischen Sprache und Literatur am Wiener Konservatorium. Um diese Zeit entfaltete Cerri auch eine umfassende literarische und journalistische Tätigkeit. Um die Mitte der 50er Jahre wurde Cerri Official beim Ministerium des Innern, später Hofsekretär im Ministerium des Äußern und schließlich Sectionsrat in demselben. In seinen späteren Dichtungen begegnen wir einem erfreulichen Reichtum an Gedanken. 1888 trat Cerri als Beamter in den Ruhestand. Zunehmende Kränklichkeit veranlaßte ihn, nach Karlsbad überzusiedeln, und hier ist er am 27. Mai 1899 gestorben. [Deutsche Biographie]
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